Der Köbes

Köbes im Uehrigen Der Köbes ist dem Bier verpflichtet - nicht dem Gast
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Der Köbes ist dem Bier und nicht dem Gast verpflichtet. Treffender kann man die Eigenheit der Kellner in den Düsseldorfer Hausbrauereien nicht beschreiben. Obwohl man den die Arbeit des Köbes wohl überall sonst auf der Welt als kellnern verstehen würde, so könnte man doch nichts falscher machen, als zu glauben, der Köbes sei schlicht ein Kellner.

So mancher Gast in einem Düsseldorfer Brauhaus staunt nicht schlecht darüber, was der Köbes so alles mit ihm zaubert. Da ist zunächst die – formulieren wir es sanft – herzlich-raue Art des Umgangs. Ein Köbes ist nicht auf den Mund gefallen und so manches Wort kommt über seine Lippen, das an anderen Stellen als Beleidigung des Gastes aufgefasst werden müsste. Zahllos sind die Sprüche, die sich der eine oder andere zum Beispiel beim Bestellen eines Mineralwassers anhören muss: "Wasser? - Ja, doch; Seife und Handtuch bring ich auch gleich vorbei!" oder " Wir sind ein Brauhaus und keine Badeanstalt." oder " Wasch dich zu Haus!" – Im Brauhaus trinkt man halt Obergäriges. Der Gast darf – und sollte – mit gleicher Münze zurückzahlen und auf gar keinen Fall beleidigt sein. Die Herzlichkeit des Köbes ist halt etwas deftiger – er wird in der Regel das letzte Wort behalten. Da dies gerade bei internationalem Publikum nicht immer positiv angekommen ist, wurden die Düsseldorfer Köbesse bereits auf Kursen über „richtiges“ Benehmen geschickt. Zum Glück sind nicht alle Köbesse auch gute Schüler.

Dem Köbes darf man auf keinen Fall im Weg stehen. Wie schon berichtet – er ist dem Bier verpflichtet und nicht dem Gast. Und das Bier muss nach dem Zapfen schnellstmöglich zum Tisch gebracht werden. Auf keinen Fall darf beispielsweise die Schaumkrone einfallen. Das frische Bier bekommt derjenige, der ein leeres oder fast leeres Glas vor sich stehen hat und noch nicht bezahlt hat. Wer im Brauhaus verweilt, ist dort schließlich zum Bier trinken – eine klare Köbes-Logik. Touristen erkennt man daran, das sie den Bierdeckel auf das Glas legen, wenn sie genug haben. Das kann man dem Köbes allerdings einfach auch sagen …

Der Köbes muss das Bier, das er nachher dem Gast verkauft, zunächst selber kaufen. Es gibt also kaum schlimmeres für den Köbes als Zechpreller. Die Tatsache, das bei übersichtlicher Situation und gewissen Grundvertrauen auch beim Straßengeschäft der Köbes die gebrachten Alt-Biere einfach mit Strich auf dem Bierdeckel vermerkt und später abrechnet, bedeutet nicht, das man diese Bierdeckel einfach verschwinden lassen darf. Ein Köbes hat ein gutes Gedächnis. In früheren Zeiten war der Köbes ausschließlich vom Trinkgeld der Gäste bezahlt. Und auch ein gutes Trinkgeld wird im Gedächnis des Köbes verbleiben – beim nächsten Besuch in der Hausbrauerei wird sicher das Bier noch frischer und noch besser „in der Zeit“ gebracht.

Die traditionelle Kleidung des Köbes besteht aus einem blauen, kräftigen Hemd und einer sorgsam umgebundenen Schürze. Im Winter gibt es dazu manchmal noch einen wollenen Strickwams. Die Kleidung erinnert an das, was der Köbes eigentlich in früheren Zeiten war: Der Brauer-Geselle, der nach der Arbeit des Bierbrauens am Abend in der Gaststätte „aushalf“ und die Gäste bediente. Die Brauer-Kleidung wurde dafür nicht abgelegt – nur die Schütze ergänzte sie. Und das der Brauereigehilfe nicht die gewandte Sprache eines 5 Sterne Kellners beherrschen muss, liegt auch auf der Hand.

„Köbes“ ist im rheinischen Dialekt nichts anderes als „Jakob“. Warum der Kellner des Rheinlandes als Jakob bezeichnet wurde ist nie schussendlich geklärt worden. Die wahrscheinlichste Erklärung liegt in Empfehlungen, die sich Pilger auf dem Jakobsweg gegeben haben. Der Pilgerweg zum Grab des heiligen Jacobus in Santiago de Compostela in Nordwestspanien war früher nicht nur beschwerlich sondern auch gefährlich. Pilger wurden an vielen Stellen überfallen oder beraubt. Selbst die Herbergen entlang der Pilgerstrecken boten nicht unbedingt Schutz. Als sicher galten die renommierten Jakobswirte. Diese Häuser wurden von Pilgern empfohlen, die hier positive Erfahrungen gemacht und einigermaßen komfortabel und vor allem sicher übernachtet hatten. “Du musst bei diesem, du musst bei jenem Jakob einkehren“ erzählte man sich. Auch im Rheinland war das nicht anders an den Stellen wo der Pilgerzug entlang führte. Nur das der Jakob hier halt – mundartlich – der Köbes war. Und wie auch in den damaligen Zeiten: Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so ausschaut - beim Köbes ist man gut und sicher aufgehoben. Aber denken sie jetzt nicht, das jeder Düsseldorfer Köbes mit Vornamen Jakob hieße. Düsseldorfer Köbesse kommen aus aller Herren Länder – alle verpflichtet in erster Linie dem Alt-Bier, und nicht dem Gast.Das schließt einander in Düsseldorf keinesfalls aus.

Auf keinen Fall verwechseln darf man den Köbes mit dem Zappes. Aber das ist eine andere Geschichte.

Foto: Alesia Belaya

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